Eine neue Lebensphase

Die Wechseljahre – eine Lebensphase der bewußten Körperwahrnehmung und Neuorientierung

Unklare Vorstellungen – unnötige Ängste

Erstaunlich lange, nämlich bis weit in unser Jahrhundert hinein, haben sich viele falsche Vorstellungen über „die Frau in den Wechseljahren“ gehalten. Zeitweise umgab diese Lebensphase sogar etwas Mystisches. Im Mittelalter etwa glaubte man, nachdem die monatlichen Blutungen aufgehört hatten, bliebe Gift im Körper, das über den „bösen Blick“ der Frauen andere Menschen schädigen könne. Wenngleich derartige Sichtweisen mittlerweile nicht mehr existieren, herrschen bedauerlicherweise auch in unserer Zeit noch unklare Vorstellungen darüber, was im weiblichen Körper während der Wechseljahre eigentlich passiert. Viele Frauen haben deshalb häufig unbegründete und damit unnötige Ängste.

„Werde ich jetzt alt und unattraktiv?“
„Sind sexuelle Beziehungen nicht mehr möglich?“
„Bin ich keine richtige Frau mehr?“

Heute sind die medizinischen, psychologischen und sozialen Auswirkungen der Phase in der Mitte des Lebens genau erforscht.

Fest steht: Wechseljahre sind ein natürlicher Vorgang – Wechseljahre sind keine Krankheit. Die Wechseljahre können heute mit die schönsten Jahre für eine Frau und ihre Familie sein.

Die Auseinandersetzung mit dem beginnenden Alterungsprozeß ist nicht nur eine weibliche Angelegenheit. Auch Männer müssen mit neuen Entwicklungen zurechtkommen:
Probleme im beruflichen Fortkommen, Angst vor dem Alter, Rückgang der sexuellen Kraft.
Die spezifischen biologischen Abläufe der Hormonumstellung der Frau lassen den Übergang zu diesem neuen Lebensabschnitt für sie stärker spürbar werden als für den Mann. Mit den nachfolgenden Erläuterungen wollen wir Sie zum einen informieren und Ihnen darüber hinaus praktische Hilfestellungen anbieten.

Veränderte Lebenssituation

Die biologische Zeitphase der Wechseljahre geht häufig einher mit einem Lebensabschnitt des generellen Umbruchs in Familie und Beruf. Dies kann auch die allgemeine Stimmungslage beeinflussen.

Zukunftsängste
Möglicherweise entstehen Zukunftsängste, weil neue Belastungen abzusehen sind, wie zum Beispiel die Pflege von Eltern oder Schwiegereltern. Die Gedanken an das eigene Alter belasten.

Abschluß, Routine, Neuanfang
Diejenigen Aufgaben, die bisher eine positive Erfüllung des Lebens bedeutet haben, sind bis zu einem gewissen Grad abgeschlossen. Dies gilt für die Kindererziehung wie für die berufliche Entwicklung. Das Leben verläuft nun für viele Frauen in einer weniger herausfordernden Routine. Manche Frauen durchleben in dieser Zeit geradezu eine Sinnkrise im Leben. Andererseits werden in dieser Phase Energien frei, die bis dahin in die Planung des Familienlebens oder der Karriere flossen.

Das bedeutet: Eine Neuorientierung hin zu individuellen Neigungen und Interessen wird möglich.

Jede Frau sollte diese Situation als persönliche Chance nutzen, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen stärker nachzugehen, zusätzliche Interessen zu entdecken, neue Lebensziele zu definieren. Dies erfordert eine – nicht immer leichte – bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Erleben, den eigenen Gefühlen und den festen Willen, die zweite Hälfte des Lebens zu genießen.

Neue Dynamik
Die moderne Frau kann heute in jedem Alter intensiv am gesellschaftlichen, beruflichen und sozialen Geschehen teilnehmen – und sie sollte es sich nicht entgehen lassen. So behält auch die Phase der Neuorientierung – wie die vorausgegangenen Zeitabschnitte – im Leben eine positive dynamische Qualität. Es ist hilfreich, den Ehemann oder Partner in Ihre Planungen mit einzubeziehen und mit ihm Ihre Empfindungen zu besprechen, damit er Sie in Zukunft unterstützen kann. Auch für „ihn“ heißt es also umdenken – eine Partnerschaft kann so eine ganz neue Qualität der Tiefe einer Beziehung entwickeln.

Umstellung der biologischen Abläufe

Grundsätzliche Umstellung des Hormonhaushaltes
Etwa ab Mitte vierzig verringert sich die Produktion von Östrogenen in den Eierstöcken; Progesteron wird meist nur noch unzureichend gebildet. Damit verändert sich der weibliche Hormonhaushalt entscheidend. Als Folge werden die Blutungen unregelmäßig und variieren in ihrer Stärke. Den Zeitpunkt der letzten Regelblutung, den man erst etwa ein Jahr im nachhinein festlegen kann, nennt man Menopause. Bei der Mehrzahl der Frauen hört die Regelblutung mit circa 52 Jahren völlig auf. Die hormonelle Umstellung wird von jedem Körper unterschiedlich verarbeitet. Die Zeitdauer schwankt individuell sehr stark, von wenigen Monaten bis über mehrere Jahre. Bei mehr als der Hälfte der Frauen im Alter zwischen 45 und 60 Jahren treten klimakterische Beschwerden auf. Diese können so ausgeprägt sein, daß das allgemeine Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigt sind. Die Lebensqualität erleidet bei diesen Frauen einen Einbruch. Es ist in jedem Falle ratsam, sich vertrauensvoll an eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt zu wenden, um sich über eine individuelle Behandlung der Beschwerden informieren zu lassen. Eventuell auftretende Beschwerden Aufgrund der hormonellen Schwankungen werden die sogenannten vegetativen Gehirnzentren aus dem Gleichgewicht gebracht. Diese regulieren Temperatur und Kreislauf. Als Folge davon leiden Frauen zum Teil unter „vegetativen Störungen“.

Hitzewallungen werden am häufigsten empfunden:
wellenartige Hitzegefühle steigen vom oberen Teil des Körpers bis in den Kopf; sie können begleitet sein durch Rötungen von Gesicht, Hals und Nacken. Diesen Wallungen, die etwa eine Minute andauern, folgt ein unangenehmes Kältegefühl. Hitzewallungen sind eine harmlose Erscheinung; sie können jedoch äußerst störend sein – insbesondere, wenn sie nachts auftreten und dadurch den Schlaf mehrmals unterbrechen.

Weitere mögliche unangenehme Auswirkungen der Wechseljahre sind:
Schweißausbrüche,
Schlafstörungen,
Schwindelgefühl,
Herzjagen und Kopfschmerzen.

Auch psychische Veränderungen lassen sich manchmal feststellen:
Depressive Verstimmungen,
Nervosität,
Reizbarkeit und Angstgefühle.

Zu den körperlichen Veränderungen zählen:
Die Elastizität der Haut läßt nach, die Schleimhäute werden trockener, so daß der Geschlechtsverkehr möglicherweise schmerzhaft wird. Als Konsequenz meiden betroffene Frauen oftmals den Geschlechtsverkehr. Gelegentlich berichten Frauen über unwillkürlichen Abgang von Urin. All diese Beschwerden werden im wesentlichen durch den Östrogenmangel verursacht. Sie sind auch ein Zeichen für die Fähigkeit der Frau, sich auf komplizierte körperlich-biologische und psychische Veränderungen umzustellen.

Mögliche Spätfolgen der hormonellen Umstellungen

Wenn mit den Wechseljahren die Östrogenproduktion nachläßt, entfallen bestimmte Schutzmechanismen für den weiblichen Körper. Diese Veränderung macht sich bei der Frau zunächst im Gegensatz zu den anderen Beschwerden nicht bemerkbar. Gerade dies stellt wirklich eine Gefahr dar: die Beschwerden treten erst Jahre später auf, nämlich dann, wenn die Erkrankungen bereits relativ weit fortgeschritten sind.

Herz-/Kreislauferkrankungen
Östrogene beeinflussen die Zusammensetzung der Blutfettwerte positiv, haben eine gefäßerweiternde Wirkung und beugen Gefäßverkalkungen vor. Das ist der Grund, warum Frauen vor den Wechseljahren weniger herzinfarktgefährdet sind als Männer. Mit dem Nachlassen der körpereigenen Östrogenproduktion während der Wechseljahre steigt der Blutdruck und die Blutgefäße verkalken eher. Die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden, nähert sich nun zwischen Frauen und Männern an. Herz-/Kreislauferkrankungen sind in diesem Alter die häufigste Todesursache bei Frauen.

Bei bestehenden Risiken, wie Bluthochdruck, Übergewicht, Thromboseneigung muss man die Einnahme sehr genau abwägen, die Nebenwirkungen können die erwünschten Wirkungen bei weitem überwiegen. Zuletzt wurde in der WHI-Studie gerade darüber berichtet, wenn auch die Studie erhebliche Mängel aufweist.

 Osteoporose
Eine zweite Folge des Östrogenmangels ist die sogenannte Osteoporose. Etwa ab dem 35. Lebensjahr verliert der Körper jährlich an Knochenmasse. Frauen sind nach den Wechseljahren davon weitaus stärker betroffen als Männer. Nach dem Verlust der Östrogenproduktion beschleunigt sich der Knochenabbau. Er führt, wenn nicht rechtzeitig behandelt, zu der sogenannten Osteoporose. Die Knochen werden brüchig, so daß schließlich das Risiko eines Bruches deutlich ansteigt. Betroffen ist hiervon vor allem der Oberschenkelhals. Die Wirbelkörper insgesamt sinken allmählich zusammen und führen bei Frauen zum sogenannten Witwen-Buckel (eingesunkene, stark gebeugte Haltung).

Behandlungsoptionen

Zur Behandlung der Beschwerden in den Wechseljahren, gibt es heute vielfältige Möglichkeiten. Die Entscheidung, ob eine Behandlung überhaupt notwendig ist, treffen jedoch allein Sie als Patientin. Die dann bestehenden Therapien reichen von:

  1. Änderung der Ernährung
  2. Änderung des Verhaltens (Yoga, autogenes Training, Sport… )
  3. Einnahme von pflanzlichen Wechseljahrespräparaten, wie z.B. auch homöopathischen Medikamenten.
  4. Einnahme von sogenannten pflanzlichen Östrogenen (Phytoöstrogenen).
  5. Einnahme von synthetischen Östrogenen

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