Auf ein Neues – Ärztemangel

Der Präsident der Bundesärztekammer Montgomery hat in diesen Tagen die neue Ärztestatistik 2018 vorgestellt. Das Fazit im Schnelldurchgang: Der Ärztebedarf wird durch den Demographiewandel noch steigen und der Bedarf wird trotz der leicht steigenden Ärztezahlen nicht gedeckt werden.

Fazit in einer genaueren Analyse:

  • Es stimmt, dass die Zahl der Ärztinnen und Ärzte um 1.9% im Vergleich 2017/2018 gestiegen sind.
  • Es stimmt aber auch, dass in den Praxen diese Steigerung komplett bei angestellten Ärztinnen und Ärzten erfolgt, die freiberuflichen Ärzte nehmen stetig ab.
  • Von diesen Ärztinnnen und Ärzten ist mittlerweile ein Großteil in Teilzeit angestellt, bedeutet, die pure Steigerung der Zahl bedeutet schlussendlich leider keine Steigerung der Produktivität und der Kontaktzeiten mit den Patienten.
  • Die Schlussfolgerung von Montgomery ist damit nur leider zum Teil korrekt. Es werden sicher mehr Ärzte in Zukunft nötig sein, nur ist die Versorgung einer immer größerer Zersplitterung der Arbeitszeit ausgesetzt. Dieses Problem ist kaum zu lösen, da z.B. in der Frauenheilkunde 80% der Ärzte weiblich sind und natürlich andere Präferenzen setzen müssen.
  • Auch das Problem der Unterversorgung auf dem „Land“ wird sich mit mehr „Personal“ nicht lösen lassen. Wenn es in Orten kaum noch soziale Einrichtungen, Kneipen oder Einkaufseinrichtungen, wie soll eine Familie dort hinziehen und die Gegend lebenswert finden? Dass soll einer Arztfamilie zugemutet werden? Wer von den Patienten würde das mitmachen? Fragen, die mit mehr Studenten nicht beantwortet werden können.

Erschreckend!

Ab dem 55. Lebensjahr haben in Deutschland alle Menschen Anspruch auf eine vorsorgliche Darmspiegelung alle 10 Jahre. Zu Lasten der Kasse, damit ohne Kosten für die Versicherten.

Der Sinn dieser Untersuchung ist bewiesen, das Risiko des kurzen Eingriffes sehr überschaubar.

2017 haben gerade einmal 1,8% aller Frauen und 1,9% aller Männer, welche Anspruch auf diese Untersuchung gehabt hätten, diese auch genutzt!

Bei Männern in Deutschland ist der Darmkrebs der dritthäufigste, bei Frauen der zweithäufigste Tumor. 2018 sind knapp 60.000 Menschen daran erkrankt.

Wesentlich ist hier die Früherkennung, welche offensichtlich ignoriert wird.

Schade……

Brexit und die Versorgung von Patienten in Deutschland

An die stündlichen Meldungen über das Brexitchaos haben wir uns ja leider gewöhnen dürfen. Jetzt kommt eine weitere Meldung hinzu. Unserem Bundesgesundheitsminster fiel gestern auf, dass es in einigen Versorgungsgebieten zu deutlichen Versorgungsengpässen kommen könnte, sollte es zu einem ungeregelten Brexit kommen. Nach dem heutigen Abstimmungsergebnis ist wohl davon auszugehen. Diese Sorge teilte er dem EU Parlament per Brief mit.

Es gibt tausende Medizinprodukte, welche über eine Vertriebsgenehmigung von englischen Stellen in der EU auf dem Markt befindlich sind und vertrieben werden. Fallen durch den Brexit diese Genehmigungen weg, da die Briten nicht mehr in der EU sind, müssen die verbleibenden EU Ländern Zertifikate anderweitig erstellen lassen. Dieses wird kaum von heut‘ auf morgen passieren können.

Wir können nur hoffen, dass eine unkomplizierte Lösung möglich ist, ansonsten könnte es z.B. bei Hüftprothesen, HIV-Tests oder ähnlichen Produkten zu Nachschubproblemen kommen.

Die USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Ein schönes Beispiel, wie sozial die USA sind, ist das Thema Mutterschutz. Es gibt bis heute keine staatenübergreifende Mutterschutzregelung, die Frauen die entbunden haben, einen gewissen Zeitraum ohne Verlust ihres Arbeitsplatzes oder des Gehaltes daheim zu bleiben.

Tolle Wurst, wenn Familien nach wenigen Tagen oder Wochen bereits sich darum kümmern müssen, wie sie Familie, Neugeborenes und Beruf unter einen Hut bekommen müssen.

Einen Bericht dazu hier in Zeit online:

AOK für alle?

Bundesgesundheitsminister Spahn hat Interesse an einer bundesweiten Öffnung der AOK?

Das würde bedeuten, dass alle Versicherten sich bundesweit bei einer AOK versichern lassen können. Das wäre AOK Wettbewerb bundesweit, was den Krankenkassen kaum gefallen dürfte.

Terminservicestellen

Ein Bonmot zu diesen Stellen, welche auch auf Spahns Engagement gewachsen sind:

„Gaaanz klasse!

Heute wird bekannt, dass die KVen aus Bremen, Niedersachsen und Nordrhein ihre Terminservicestellen wegen der Spahngesetzgebung outsourcen werden an Sanvartis GmbH – ein medizinisches Callcenter.

Dieses Callcenter arbeitet großflächig für Krankenkassen und eben auch für die sog. unabhängige Patientenberatung.

Sanvartis ist aber auch eine Tochterfirma der Careforce, die wiederum Dienstleister für die Pharmazie ist.

Meine Frage: Würde ich wollen, dass meine sensiblen Patientendaten von einem Callcentermitarbeiter abgefragt werden, diese Daten weiß der Geier wo gespeichert werden und vielleicht aus Versehen an einen Pharmariesen oder die Krankenkassen weitergegeben werden

`Herr Spahn – wie war noch gleich der Spruch: Datenschutz ist nur etwas für Gesunde?

Hier werden die Daten unserer Patienten vertandelt!

Unglaublich, was derzeit in diesem Staat abgeht!“

Zitiert von Kollegin Ilgner aus Bayern.