Denn schliesslich muss zum Selbsterhalt einiges bedacht werden:
Hatte der schon seine Quartalspauschale, Chronikerpauschale 1, Chronikerpauschale 2? Passen die Diagnosen und Kontakte dazu, oder muss noch ein „H“ hinter die Chronikerziffer gesetzt werden? Braucht die Praxis (nein, nicht der Patient) noch Gesprächsziffern? Passt die Gesprächsziffer noch in das Zeitprofil, oder wird man auffällig?
Ist er etwa Siebzig plus? Hatte er schon sein zweimal jährliches Geriatrieassessment? Kommt noch eine Geriatriebetreuungsziffer dazu? Passen die Diagnosen dazu (Pflegebedürftigkeit ist keine passende Diagnose, wohl aber Schwindel)?
Wurde der in den letzten zwei Jahren schon mit der Gesundheitsuntersuchung und dem Hautkrebsscreening bedacht? Gibt es irgendein DMP, in das man ihn einschreiben soll? Oder sonst einen Sondervertrag (Betreuung von linkshändigen Hypertonikern mit Schwerhörigkeit der BKK Wurstbasar Nord)?
Braucht er eine Laborausnahmeziffer? Passen die Medikamente noch ins Budget? Welche Rabattverträge sind zu berücksichtigen? Sind das echte Rabattverträge oder Kickback-Zahlungen, die trotzdem das Arzneimittelbudget ruinieren?
Gibt es bei einem rezeptpflichtigen Arzneimittel ein Verbot, es auf das Kassenrezept zu schreiben? Oder bei einem rezeptfreien Medikament die Verpflichtung, es in diesem speziellen Fall auf Kasse zu verordnen? Wurde auf dem Insulinnadelrezept vermerkt, dass diese zur Behandlung des Diabetes benötigt werden?
Ist noch Platz im Budget für das Heilmittelrezept? Liegt eine Diagnose vor, die eine Praxisbesonderheit sein könnte? Verschlüsseln! An welchem Datum wurde die Hüft-TEP eingebaut? Wurde auf dem Podologierezept neben Wagner 0 (diabetischer Fuss mit Angiopathie/Neuropathie) notiert, dass ein Diabetes vorliegt und eine Neuropathie oder Angiopathie? Kann man den Patienten anstiften, eine budgetschonende Langfristverordnung zu beantragen, und wer erklärt ihm das?
Sind die Diagnosen richtig verschlüsselt? Ist hinter dem Verlust des rechten Beines notiert, dass dieser Zustand gesichert ist und nicht nur eine Vermutung?
Der Einzige, der in diesem Ablauf etwas stört, ist der Patient.
Aber dafür wird man in Berlin auch noch eine Lösung finden.
Ein Artikel vom Hausarzt Dr. med. Christian Scholber. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.