Endometriose

Unter Endometriose versteht man das Auftreten von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutterhöhle. Eine Endometriose kann prinzipiell überall im Körper auftreten. Am häufigsten ist sie im kleinen Becken in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gebärmutter zu finden. Über die Ursachen gibt es viele Theorien, von denen bisher keine bewiesen werden konnte.

Bei Endometriose handelt es sich um ortsfremd angesiedelte Gebärmutterschleimhaut.

Wie die normale Gebärmutterschleimhaut reagiert die Endometriose auf die Hormonschwankungen des Menstruationszyklus, wobei monatliche Blutungen auftreten können. Hier beginnt das Problem: Während die normale Gebärmutterschleimhaut nach außen durch den Muttermund abbluten kann, ist dies bei Endometriose nicht möglich.

Bei aktiven Endometrioseherden kann die Monatsblutung in kleinen Bläschen gespeichert werden, die mit der Zeit zu größeren Blasen, Zysten genannt, heranwachsen. Dieser Effekt tritt hauptsächlich an den Eierstöcken auf. Eine andere Möglichkeit besteht im Ausfließen des Monatsblutes aus dem Endometrioseherd in die Bauchhöhle. Der dadurch bedingte örtliche Entzündungsreiz wird oft in Form von Unterbauchschmerzen wahrgenommen. Das Bauchfell wird an dieser Stelle rauh und „klebrig“. Das erleichtert ein Anwachsen von benachbarten Strukturen, beispielsweise Darmschlingen oder Eileitern. So entstehen mit der Zeit Verwachsungen, die später auch zu zyklusunabhängigen Bauchschmerzen Anlaß geben können.

Häufigkeit:

Studien haben Endometrioseherde bei 7-10% der weiblichen Bevölkerung ergeben (Wheeler 1989). Beschwerden finden sich aber nur bei 1-3% aller Frauen im fruchtbaren Alter. Bei Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch oder chronischen Unterbauchschmerzen findet sich dagegen in 20-50% eine Endometriose als Ursache.

Die Aktivität der Endometrioseherde schwankt. Durch Hormonentzug, z.B. nach Eintritt der Wechseljahre, entfällt der Wachstumsstimulus für die Gebärmutterschleimhaut. Dies führt zu einer narbigen Eintrocknung kleinerer Herde und einem Wachstumsstillstand bei größeren Zysten. Verwachsungen bleiben allerdings weiter bestehen.

Beschwerden:

Leitsymptom ist der zyklusabhängige Schmerz, der oft schon 1-3 Tage vor der Periodenblutung auftritt (Häufigkeit ca. 78%)

Durch Herde im Bereich der Eileiter, die die freie Beweglichkeit und Durchgängigkeit für die Eizellen behindern, kann eine auftreten (Häufigkeit ca. 52%)

Zyklusunabhängige Schmerzen im kleinen Becken treten als Spätfolge der Verwachsungen auf (Häufigkeit ca. 45%)

Endometrioseknötchen über oder hinter der können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen (Häufigkeit ca. 28%)

Endometriosezysten im Eierstock entstehen durch fortwährende Einblutungen in das Eierstocksgewebe (Häufigkeit ca. 21%)

Erkennung:

Zyklusabhängige Schmerzen sowie ungewollte Kinderlosigkeit können durch eine Endometriose verursacht sein und sollten frauenärztlich abgeklärt werden.

Die gynäkologische Untersuchung liefert erste Hinweise auf eine Endometriose. Druckschmerzen im Unterbauch oder knotige, druckschmerzhafte Schwellungen sind mögliche Befunde, die auf eine Endometriose hinweisen. Gelegentlich sind Endometrioseknötchen bei der Spiegeluntersuchung in der Scheide direkt sichtbar.

Bei Verdacht auf Endometriose ist eine ergänzende Vaginalultraschalluntersuchung zu empfehlen. Erkennbar sind Endometriosezysten an den Eierstöcken, Eileiterverdickungen sowie größere Endometrioseherde im Unterbauch. Kleinere, flächige Endometrioseherde sowie Verwachsungen können im Ultraschall nicht zuverlässig erkannt werden.

Bei stärkeren Beschwerden, unerfülltem Kinderwunsch oder Endometriosezysten ist eine Bauchspiegelung in Vollnarkose die sicherste Methode zur Erkennung und Behandlung der Endometriose.

Behandlung

Operation: Die Erfolgsquote, mit der Endometrioseherde entfernt und Verwachsungen gelöst werden können, beträgt 70-90%. Abhängig vom Krankheitsstadium werden unfruchtbare Patientinnen nach der operativen Sanierung in 60-70% schwanger. Die Operation gilt daher heute als Verfahren der Wahl. Meist kann der Eingriff im Rahmen der Bauchspiegelung durchgeführt werden. Bei unerfülltem Kinderwunsch ist evtl. gleichzeitig eine Gebärmutterhöhlenspiegelung mit Durchgängigkeitsprüfung der Eileiter sinnvoll. Selten kann bei sehr ausgedehntem Befall ein Bauchschnitt notwendig werden.

Medikamentöse Therapie: 
Entzündungshemmende Medikamente können bei Regelschmerzen Linderung bringen. Gelbkörperhormone und Antibabypillen können die Schmerzen ebenfalls günstig beeinflussen und reduzieren das Wachstumstempo der Endometrioseherde. GnRH-Analoga werden monatlich oder alle drei Monate gepritzt und führen zu einem Entzug weiblicher Geschlechtshormone. Dadurch trocknen die Endometrioseherde gewissermaßen aus. Unter dieser Therapie ist ein deutlicher Beschwerderückgang sowie eine Verkleinerung der Endometrioseherde um 50% zu erwarten. Je nach Therapieschema treten Nebenwirkungen wie Hitzewallungen auf, die mit einem vorübergehenden Eintritt der Wechseljahre vergleichbar sind. Diese Behandlung wird selten länger als sechs Monate durchgeführt und hat, wie andere Behandlungsmethoden auch den Nachteil, dass die Herde wieder auftreten können. Ein weiteres Medikament ist Dienogest, welches täglich wie eine Pille eingenommen wird und ebenfalls damit eine Reduktion der Blutung und damit der o.g. Nebenwirkungen bewirkt.

Schwangerschaft:
 Durch den konsequenten Entzug der Regelblutung über mindestens neun Monate der Schwangerschaft und die folgende Stillzeit erfolgt ebenfalls eine Austrocknung der Herde. Die Erfolgsquote ist hoch. Leider trägt eine Endometriose häufig zu Empfängnisproblemen und damit zur Verhinderung einer Schwangerschaft bei.

Abhängig von der Ausdehnung der Endometriose, Intensität der Beschwerden und unter Berücksichtigung eines evtl. Kinderwunsches wird man einer medikamentösen oder einer operativen Behandlung den Vorzug geben. Häufig ist auch die Kombination beider Verfahren für eine erfolgreiche Therapie der Endometriose notwendig.