Das Sommerloch in der Presse nähert sich

Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn man den neuesten Artikel in Spiegel online über die so genannten Selbstzahlerleistungen in den Arztpraxen liest. Interessant wird dieser Artikel allerdings diesmal besonders, wenn man in dem Forum darunter die Meinungen von vielen Foristen dazu liest. Fast einmütig wüten diese gegen die Krankenkassen, welche die Selbstzahlerleistung ja generell verteufeln. Für ein Forum in Spiegel online recht erstaunlich.

Wie mies diese Artikel recherchiert wurde, kann man allerdings auch durch perfektes Weglassen von Einzelheiten erkennen. Erstens stimmt der Teilsatz über den Berufsverband der Augenärzte so nicht, dieses wird im Forum weiter unten auch erwähnt. Zweitens sind es die Kassen selbst, die trotz besseren Wissens in der Nachbetreuung von Brustkrebspatientinnen einen Ultraschall der Brust fordern, weil dieser ja zwingend notwendig sei. Das steht so in keiner Leitlinie. In Hessen zumindest wird dieser jedoch noch nicht einmal bezahlt, auch wenn viele Ärzte ihn innerhalb der ersten fünf Jahre in der Nachuntersuchung durchführen oder durchführen lassen. Falls die Kassen gerne mal mit einer Frau sprechen möchten, bei der bei uns im Ultraschall ein bösartiger Befund entdeckt wurde, welcher jedoch nicht in der Mammographie darstellbar, damit also ein Leben gerettet wurde, wir stellen gerne den Kontakt her. Gleiches gilt für die Aussage der Kassen bei übergewichtigen Patienten, bei denen sie eine Durchführung eines vaginalen Ultraschallalles fordern, weil ansonsten ja keine adäquate Aussage über den Zustand von Gebärmutter Eileiter oder Eierstöcken zu treffen sei.

Was denn nun, einmal völliger Unsinn, zum zweiten aber unbedingt notwendig?

PCO (Syndrom der polycystischen Ovarien)

Ein Schlagwort, welches viele Frauen hören und dann nachfragen, ist das des PCO. Bekannt wurde dieses zunächst durch das charakteristische Erscheinungsbild der Eierstöcke (Ovarien). Es gibt jedoch mehr Kriterien, welche das „bewiesene“ Syndrom erfüllen muss oder kann. Bei bis zu 12% aller Frauen kann ein PCO nachgewiesen werden, selten ist das also nicht. Aufgrund der Häufigkeit ist es wohl diejenige Erkrankung, welche am häufigsten zu Empfängnisproblemen bei der Frau führen kann. Bedeutet aber auch im umgekehrten Fall, viele Frauen mit PCO haben kein Empfängnisproblem.
Das PCO ist häufiger eine „Erkrankung“ der übergewichtigen Personen, bei Normal- oder untergewichtigen Personen kommt dieses vor, ist jedoch seltener. Da man heute davon ausgeht, dass das PCO zu einem großen Teil durch den Lebensstil bereits in der Pubertät geprägt wird, werden wir in Zukunft das Krankheitsbild häufiger sehen. Die typischen Trollbemerkungen, wie das käme durch die Pille etc. sind Unsinn. Wenn zwei von den unten stehenden Symptomen sicher bestimmt werden konnten, gilt die Diagnose als sicher.

Mögliche Symptome:

  • Der Zyklus verlängert sich z.T. erheblich über die typischen vier Wochen hinaus.
  • Im Ultraschall der Eierstöcke lassen sich die typischen kleinen „Bläschen“ direkt unter der Oberfläche des Eierstocks darstellen.
  • Die Behaarung ändert sich in Richtung männliche Behaarung.
  • Im Labor lassen sich erhöhte männliche Hormonwerte nachweisen.
  • Eine Insulinresistenz – der Insulinstoffwechsel „spinnt“

Aber:

  • Zyklusverlängerungen gibt es auch ohne diesen Grund,
  • Im Schall lassen sich diese Zeichen auch ohne PCO darstellen,
  • Die Behaarung gibt es auch bei Frauen mit höherem männlichen Hormonspiegel ohne PCO, was auch für das Labor gilt,
  • Insulinprobleme gibt es viel häufiger ohne PCO, alleinig wegen des Gewichtes.

 

Was gibt es an Diagnostik, um dem Problem auf den Grund zu gehen?

  • Fragen, speziell zu Zyklusveränderungen.
  • Ultraschall
  • Labor ggf. mit der Bestimmung der Insulinresistenz.

 

Welche Therapieoptionen gibt es?

Die wichtigste Option ist bei Übergewichtigen die Gewichtsreduktion. Allein 5% weniger Körpergewicht führt zu einer nennenswerten Reduktion von vielen Parametern, welche den Zyklus und den Eisprung negativ beeinflussen. Diese Option gilt sowohl für Frauen mit oder ohne Kinderwunsch.

Zusätzlich bei Frauen ohne Kinderwunsch:

  • kann man eine Pille geben, welche den Spiegel der männlichen Hormone senkt und damit sowohl eine Menstruation herbeiführen kann, wie auch die typischen Nebenwirkungen von männlichen Hormonen, wie z.B. die Behaarung verbessert.
  • Keine Option ist es nichts zu unternehmen, da über die Jahre hinweg der Zustand der Eierstöcke sich weiter verschlechtern wird.

Zusätzlich bei Frauen mit Kinderwunsch:

Zyklusregulierende und/oder Eisprung stimulierende Maßnahmen bis hin zu einer Behandlung in einem Kinderwunschzentrum. Dazu ggf. Inositol und/oder auch Metformin (dieses greitft in die Problematik der Insulinresistenz ein).

 

Alternative Therapieotionen?

Die Akkupunktur wurde getestet, aber die Daten waren bislang zu mau.