Ohne werdenden Vater zu Geburt?

Im Rahmen der Corona Krise haben verschiedene Bundesländer einen Erlass bestätigt, nachdem die Besuchszeiten in Krankenhäusern drastisch eingeschränkt und die Anzahl von Besuchern ebenfalls eingeschränkt wird.

Leider gilt dieser Erlass auch für werdende Väter im Kreissaal. Diverse Krankenhäuser bundesweit haben auf diese Erlasse reagiert und verbieten jetzt Vätern die Begleitung ihrer Frau unter der Geburt im Kreissaal.

Emotional und statistisch gesehen ist dieses natürlich grober Unfug, aber auch in der Bundesrepublik Deutschland gibt es nicht genügend Testmaterial und genügend Test Personal, um auszuschließen, ob ein paar oder auch nur der Begleiter Corona negativ oder positiv ist.

Dazu kommt noch, dass die bisherigen Schnelltests maximal in 50 % der Fälle korrekt ausschlagen. Bedeutet auch, die Krankenhäuser haben eine Dunkelziffer die über 50 % liegt , wenn der Test negativ, also unauffällig sein sollte. Da allen keine weiteren Tests und auch kein Personal zur Verfügung steht, um dieses Dilemma zu beheben, bleibt den Krankenhäusern gar nichts anderes übrig, um nicht gegebenenfalls eine ganze Abteilung zu schließen.

Ein positiver Fall im Personal oder auch bei einer entbinden Frau reicht schon aus um den Kreissaal für 14 Tage schließen zu müssen.

Diese Argumentation ist natürlich jedem logisch und verständlich. Was keiner weiß, auch in den Kreißsälen herrscht zum Teil ein relativ großer Personalmangel, speziell an Hebammen. Diese sind fast darauf angewiesen, dass ein Partner bei der Geburt dabei ist, um kleine Handreichung oder Wünsche einer Entbindenden erfüllen zu können, weil die Hebamme möglicherweise mehrere Schwangere zeitgleich betreuen soll.

Das fiele weg!

Hier gibt es weitere Berichte darüber:

Hier: Hier: Hier: Hier: Hier: Hier: Hier:

Wie ein mies recherchierter Artikel Schwangere kirre machen kann

Spiegel Online bringt einen Artikel, in dem die WHO sich über die Unsitte der „Geburtsbeschleunigung“ beklagt und unter anderem 56 Empfehlungen gibt, für ein „Good medical practice“ unter der Geburt.

Was mich aufregt, ist der unreflektierte Stil, in dem der Artikel geschrieben wird.

Mit keinem Wort wird erwähnt, dass der größte Teil der kritisierten Handlungen in den meisten deutschen Kliniken schon länger nicht angewendet wird. So ein kleiner Satz würde durchaus zu einer Entspannung der Situation beitragen, so hat jede Schwangere in Deutschland genau diesen Unsinn eventuell beim Gang in die Klinik im Hinterkopf!

Um Beispiele zu nennen, welche von der WHO erwähnt werden, in Deutschland mit hoher Sicherheit keine oder sehr selten Anwendung finden oder juristisch als Empfehlung höchst fragwürdig sind:

  • Klinische Pelvimetrie vor Geburt, bedeutet Ausmessung des Beckens/Geburtskanals vor Geburt,
  • Intimrasur (sehr witzig, in den Großstädten sind 90% der Frauen bereits rasiert),
  • Einläufe als Routine vor Entbindung,
  • CTG bei Aufnahme oder unter der Geburt (freut den Juristen, wenn es um eine Beurteilung eines Geburtsschadens geht, wenn dann kein CTG vorhanden war…),
  • Routinemäßige vaginale Desinfektion??
  • Routinemäßige aktive Eröffnung der Fruchtblase (in Hessen 2016 bei 4,2% aller Entbindenden)
  • Routinemäßige Gabe von Spasmolytika (Entkrampfungsmittel) zur Geburtsförderung,
  • Routinemäßige Dammschnitte, (In Hessen 2016 bei 19.6% aller Entbindenden)
  • Routinemäßig Druck von oben auf die Gebärmutter (um das Pressen zu unterstützen),
  • Routinemäßige Gabe von Antibiotika unter der Geburt, mit oder ohne Dammschnitt.

Falls sich nun ein interessiertes Paar diese Guidelines angeschaut hätte wäre es  durch den verallgemeinernden Ton des Spiegel Online sicher verunsichert, weil dieser explizit nicht zu der Situation in Deutschland Stellung bezieht. Das ist für mich einfach schlechter Journalismus.

Geburtszeitpunkt

Wer schon immer mal wissen wollte, warum zu welcher Zeit die Kinder auf die Welt kommen, sollte sich den Artikel der Zeit durchlesen.