Wie rechne ich mich gesund?

Heute präsentiert die Barmer Ersatzkasse (BEK/GEK) eine Studie, nach der die erheblichen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen nur zu einem kleinen Teil der Altersentwicklung geschuldet ist, nämlich gerade einmal 18%

Eine mutige Äusserung, welche auf sehr weichen Daten fusst. Interessant auch, welche Kostenfaktoren die Kasse als Kostentreiber ausgemacht hat. Zum einen Medikamentenpreise, Ärztehonorare und der s.g. Fortschritt in Form z.B. von teuren technischen Geräten.

Daher ein laienhafter Versuch, das Konstrukt als Interesse der Kasse auf Kostensenkung zu entlarven:

  • Medikamentenpreise: Es stimmt, dass die Medikamente stetig im Preis gestiegen sind, seit Einführung der Rabattverträge sicher aber nicht mehr in dem Maße wie kritisiert. 2011 sind die Ausgaben für Medikamente sogar gefallen! Sicher stimmt, dass die Ausgaben pro Versicherten in den Jahren gestiegen sind und steigen werden. Leider hat die BEK nicht recht, dass das zunehmende Alter nicht einen relevanten Faktor darstellt. Da unsere Gesellschaft zunehmend chronische Erkrankungen wie Diabetes, Blutdruck, Allergien etc. entwickelt, kommt es schon in jüngeren Lebensjahren zu einer zunehmenden Kostensteigerung, da bereits früher erhebliche Medikamentenkosten anfallen. Da in unserer Gesellschaft kein Ende der Zivilisationserkrankungen abzusehen ist, gleichzeitig unsere Gesellschaft immer älter wird, werden die Kosten über einen längeren Zeitraum anfallen.
  • Ärztehonorare: Es stimmt, dass die Honorare, wir reden nur von den Honoraren der ambulant tätigen Niedergelassenen in den letzten Jahren gestiegen sind. Nur sicher nicht in dem Maße, in dem die BEK angibt. Grundsätzlich ist pro Jahr in den letzten 5 Jahren nicht einmal ein Ausgleich der Inflationsrate als Steigerung vorgekommen. Selbst wenn mann eine Steigerung um die jährliche Inflationsrate von durchschnittlich 2% pro Jahr annehmen würde, kämen im Zeitraum 2007-2012 keine 15% zusammen! Also eine Falschdarstellung.
  • Innovationen wie z.B. Gerätekosten: Geräte, wie z.B. Ultraschalle, Röntgengeräte o.ä. werden grundsätzlich nie von einer Kasse direkt bezahlt. Diese Geräte amortisieren sich über die pauschal an einen Arzt gezahlte Vergütung (oder auch nicht). Was die BEK Geld kostet, sind Einzelverträge mit Anbietern über spezielle Leistungen, welche dann auch einzeln zum angegebenen Preis erstattet werden müssen. Leistet sich also die Kasse den Luxus viele solcher Verträge, dann hat sie auch höhere Kosten. Über den Sinn und Zweck einzelner Verträge kann man trefflich streiten.

 

Was fehlt?

 

Die Aussage, dass die BEK im Vorgriff auf die Honorarverhandlungen, wie andere Kassen auch, schweres Geschütz auffährt um möglichst günstig dabei weg zu kommen!