Frisch gebackene(r) Absolvent der Uni bewirbt sich bei der Verwaltung der Stadt Frankfurt um eine neu ausgeschriebene Stelle als Mitarbeiter. Der Text klang verlockend:
Guter Verdienst mit der Möglichkeit sich beruflich zu entfalten. Spannende, abwechslungsreiche, Tätigkeit mit Gestaltungsmöglichkeiten. Flache Hierachien, kurze Entscheidungswege mit kollegialem Miteinander.
Das Bewerbungsgespräch klang dann wie aus einer anderen Dimension.
„Es ist ja klar, dass Sie Ihr Arbeitsumfeld selbst gestalten müssen, die Kosten z.B. für die Büroausstattung, notwendige Technik und Ihre Mitarbeiterinnen dafür tragen Sie; natürlich. Ihre Kosten sind vergütungsunabhängig, die Mitarbeiter sind nach Tarifvertrag zu beschäftigen und zu bezahlen. Sie selbst bekommen eine feste Vergütung pro Kunde, welchen sie sehen, Sie dürfen aber nicht mehr als 5 Kunden pro Stunden bearbeiten.
Dafür dürfen Sie aber auch nicht mehr als 12 Stunden am Tag arbeiten, dass würde die Qualität Ihrer Arbeit gefährden. Sollten Sie doch mehr arbeiten, bekommen Sie natürlich keinerlei Vergütung, sondern die Mehrarbeit wird Ihnen von der Vergütung abgezogen. Zudem müssen Sie sich vor einer Kommission dazu äußern, warum Sie mehr arbeiten und dafür auch noch Geld haben möchten. Sie müssen zudem mindestens fünf Stunden in der Woche Zeiten für die Laufkundschaft frei halten, damit diese nicht an Termine gebunden sein müssen. Diese sind zusätzlich zu Ihrer Arbeitszeit zu gewähren, dafür bekommen sie pro Kunden, welcher in der offenen Sprechstunde vorbei kommt, 2,50€ extra, aber nur einmalig! „
„Gerade wurde wurde beschlossen, dass der Kunde speziell Beratungszeiten am Abend ab 20 Uhr und am Wochenende wünscht, dem haben Sie zu entsprechen. Natürlich ohne zusätzliche Vergütung, dass müssen Sie schon irgendwie regeln.“
„Wie, sie haben Familie und wünschen tatsächlich Frau/Mann und Kinder mal zu sehen?
Halt, wohin wollen sie denn? Sie können doch bei so einer wunderbaren Stelle nicht einfach gehen“
/Realsatire off
Wie, sie glauben das nicht? Dann sollten Sie vielleicht die Presse aufmerksam verfolgen und ggf. z.B. einen Artikel, wie diesen hier, lesen. Falls sich immer noch die Politiker wundern, warum sich immer weniger freiberufliche Ärzte niederlassen, hier ist die Antwort. Kein Angestellter würde, wenn denn eine Wahl bestünde, so etwas mitmachen, von den niedergelassenen Ärzten wird das erwartet. Da aber die Zukunft der Medizin (politisch gewollt) aus Angestellten besteht, wird sich das Bild nicht ändern….