Haben Sie auch schon von ihrer Krankenkasse eine Einladung bekommen, die neue Gesundheits App Vivy zu nutzen?
Die neue App könnte über 12 Millionen Versicherte in Deutschland, gesetzlich Versicherte wie auch privat versicherte betreffen. Sie macht die Tür auf zu einer schönen, neuen Welt. In einer App, auf dem Smartphone, sämtliche Gesundheitsdaten von sich abgelegt und übersichtlich sortiert.
Nur am Rande, das Geld, um diese App zu entwickeln, zu betreiben und auch weiterhin zu entwickeln stammt von ihren Mitgliedsbeiträgen.
War da was? Datenschutz? Wie kommen die Daten dahin?
Zum Thema Datenschutz: Dazu empfehle ich dringend allen die von ihrer Kasse angeschrieben worden sind oder sich für das Thema Datenschutz interessieren, auf diesem Blog diese Seite einmal zu lesen.
Bevor sie auch nur ihre persönlichen Daten eingegeben oder sich bei ihrer Krankenkasse angemeldet haben, verlangt die App schon einen Datenaustausch mit vier verschiedenen amerikanischen Datenlogger an. Ihre Daten werden auch nicht nur auf ihrem Telefon gespeichert, natürlich auf fordert eine solche Datenmenge eine zentrale Datenspeicherung. Diese Datenspeicherung wird nicht näher spezifiziert, außer dass es deutsche Server sein sollen.
Zum Thema wie kommen die Daten in die App:
Erstens: Es gibt keine Schnittstelle mit sämtlichen in den Praxen vorhandenen Praxisverwaltungssystemen. Damit müssen also sämtliche Daten entweder über eine neu zu definierende Schnittstelle auf einen Server geladen werden, dieses vom Arzt oder Personal. Oder, die Daten müssen in Form von Ausdrucken vom Kassenmitglied selber per Scanner oder in welcher Form auch immer auf den Server geladen werden.
Zweitens: Es gibt keinerlei Honorarvereinbarungen darüber, wie oder in welcher Höhe die Praxen, die Krankenhäuser oder sonstige Beteiligte eine Vergütung dafür bekommen, dass diese diese Daten übertragen.
Die Vorgehensweise wäre vergleichbar mit der Deutschen Bundespost, wenn diese Ihnen einen neuen Briefkasten für die Nachbarn direkt vor die Haustür stellen würde und dann Ihnen mitteilen würde, dass sie diesen zu bezahlen hätten, nicht etwa die Nachbarn. Würden Sie das sicher gerne akzeptieren?
Mit anderen Worten, die Juristen und Betriebswirte unter ihnen werden sicherlich sofort verstehen, dass eine Leistung nur gegen Entgelt erbracht werden sollte, dieses ist bei dieser Lösung überhaupt nicht vorgesehen.
Die Einführung dieser App ist aus datenschutzrechtlichen Gründen sicherlich bedenklich, aus betriebswirtschaftlichen Gründen überhaupt zu überdenken. An sich sicherlich eine smarte und interessante Lösung, aber es wurde praktisch niemand von den Beteiligten: Patienten, Ärzte, Krankenhäuser und sonstige Teilnehmer im Gesundheitswesen (außerdem Beteiligten Entwicklern) vorher informiert und gefragt, was sie davon halten oder wie dieses System am Leben erhalten und bezahlt werden soll.